Siegerehrung beim Geraer Bambini-Cup, das ist immer wie Bescherung zu Weihnachten. Medaillen für jeden jungen Kicker, individuell gestaltete Pokale für die Siegerteams und sogar speziell angefertigte Trikots für den besten Torwart, Torschützen, Techniker und das größte Kämpferherz. So war es auch bei der 24. Auflage, auch wenn es das erste Turnier ohne dessen Gründer Manfred Malinka war, der kurz vor Weihnachten im Alter von 65 Jahren verstorben war.
"In seinem Sinne wollen wir den Bambini-Cup fortführen. Sein Ziel war, dass irgendwann Teams aus allen Bundesländern dabei waren. 14 von 16 haben wir schon. Es fehlen noch das Saarland und Bremen. Das wollen wir schaffen", verriet Kay Seifarth, der wieder als Hallensprecher fungierte. Auch Uwe Gatzemann und Kai Seidemann vom Förderverein Kinder- und Jugendfußball sowie die einstigen Geraer Dynamo-Kicker Klaus-Peter Hutzsch und Klaus Schwabe machten sich sehr um die Durchführung des 24. Geraer Bambini-Cups verdient.
Im Finale gab es diesmal ein norddeutsches Duell, das der FC Anker Wismar trotz eines 0:1-Rückstands gegen den FC Süderelbe Hamburg noch mit 2:1 zu seinen Gunsten entschied. Beide Mannschaften waren zum ersten Mal in der Geraer Panndorfhalle dabei. "Wir haben verdient gewonnen, hatten auch im Finale die besseren Chancen. Das war ein tolles Turnier, sehr gut organisiert und für die Jungs ein richtiges Erlebnis", lobte Wismars Trainer Robert Kroll, der das im großen Mannschaftsbus angereiste Team gemeinsam mit Wilfried Eschen und Nikolai Nikolovski betreute, nach dem Endspiel.
Schon am Freitag waren die Wismarer gen Thüringen aufgebrochen und hatten in der Sportschule Werdau übernachtet. Noch länger war die Anreise der Hamburger, die am Freitag um 14 Uhr in der Hansestadt losgefahren waren. "Wir haben die Einladung dankend angenommen. Die Unterbringung war top. Wir haben selten in einer so schönen Halle gespielt", äußerte sich Süderelbe-Trainer Niklas Gelien. Die Führung seines Teams im Finale durch das Fernschuss-Tor von Niklas Fuhrmann hatte nicht lange Bestand. Die Wismarer Jakov Nikolovski und Bendix Krentz wendeten noch das Blatt mit schön herausgespielten Treffern. Anker-Angreifer Radmir Kroll verzückte die Zuschauer kurz vor Schluss noch mit einem technisch perfekten Fallrückzieher.
Auch der heimische JFC Gera hatte Grund zur Freude. Das Team von Trainer Heiko Schmidt landete auf einem guten dritten Platz. Das kleine Finale gegen den ZFC Meuselwitz war torlos geblieben, weshalb die Entscheidung im Neunmeterschießen fallen musste. Während die Meuselwitzer Anis Absi und Rasmus Steinhauf verschossen, verwandelten für die Geraer Dean Spliter und Fabian Mihatsch. "Den Auftakt gegen Süderelbe hatten wir verschlafen, lagen schnell mit 0:2 hinten und haben danach unsere Chancen nicht genutzt. Gegen Thüringen Jena haben wir 30 Sekunden vor Schluss den 1:1-Ausgleich kassiert, dann beim 3:0 gegen Bamberg aufgetrumpft. Gegen den BFC Dynamo ging es dann um Gruppenrang zwei. Wenige Sekunden vor Abpfiff ist uns da der 1:0-Siegtreffer gelungen. Um Platz drei zu spielen, ist das Optimum heute", ließ Heiko Schmidt die Vorrunde aus JFC-Sicht nochmals Revue passieren. Gegen die Berliner hatte der erst sechsjährige Rudi Bayer das entscheidende Tor erzielt.
Prominente Teams standen sich im Spiel um Rang sieben gegenüber, das Chemie Leipzig knapp gegen den BFC Dynamo gewann. Beide Mannschaften waren sogar in einer Kabine untergebracht. Die Einzelauszeichnungen gingen bei der stimmungsvollen Siegerehrung an den besten Torwart Milan Haase (BFC Dynamo), ben besten Techniker Kaan Akdogan (Süderelbe Hamburg), den mit neun Treffern besten Torschützen Anis Absi (ZFC Meuselwitz) und das größte Kämpferherz Sima Davidek (Banik Sokolov). Die tschechischen Gäste hatten wieder für internationales Flair beim Bambini-Cup gesorgt.
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In diesem Jahr wurde der Geraer „Bambini-Cup“ im Hallenfußball mit seiner 23. Auflage 25 Jahre alt. Erstmals startete das bundesweite Turnier der U8, dem jüngeren Jahrgang der F-Junioren, am 22. März 1998 in der Sporthalle Vollersdorfer Straße in Gera. Erster Turniersieger war der FC Carl Zeiss Jena vor Gastgeber und Initiator FC Geraer Dynamos und dem 1. FC Greiz. In der Folge spielten in den 22 weiteren Veranstaltungen 231 verschiedene Mannschaften aus bislang elf Bundesländern und Tschechien das bekannte Turnier. Mit vier Siegen des FC Sachsen Leipzig und jeweils drei des FSV Zwickau und RB Leipzig ist der „Bambini-Cup“ bisher eine sächsische Domäne.
Eigentlich hätte 2023 schon die 26. Auflage der bekannten Veranstaltung stattfinden sollen, aber 2001, 2021 und 2022 gab es keine Turniere. Über 2000 Kinder fegten bisher über das Parkett der Vollersdorfer Straße, der „Ossel“ und ab dem 6. Cup am 27. Mai 2004 über das der neu erbauten Panndorfhalle. 109 Einzelauszeichnungen wurden bei 23 Auflagen vergeben. Nicht alltäglich ist, dass am Turnierende auch noch einmal zehn Spieler, die sonst eher selten in den Genuss einer Einzelehrung kommen - jeweils einer aus jedem Team - mit einem Preis dieser Zeitung geehrt werden. Ab der zehnten Auflage 2008 waren mit Hertha BSC und dem 1. FC Nürnberg erstmals Bundesligisten am Start, die auch gleich Turnier-Sieger und -Zweiter wurden.
Mit der Teilnahme von Okula Nyrsko aus Tschechien wurde der „Bambini-Cup“ auch international. Ein Top-Event war die 20. Auflage am 27. und 28. Januar 2018, dass sich „20 Teams zum 20.“ nannte und am zweiten Turniertag den FSV Zwickau im Endspiel mit 1:0 gegen RB Leipzig als Sieger sah. Zu den Einzelgeehrten des Hallenspektakels gehörte dreimal Florian Trinks, der 1998 bester Torschütze, 1999 größtes Kämpferherz und im Jahr 2000 bester Techniker wurde. Bis in die Bundesliga führte der Weg des heute 31-Jährigen, der 2009 U17-Europameister war und heute in der Nähe von Nürnberg lebt.
Zwei Mal holte der Herthaner Torben Rhein Einzeltitel, heute steht er bei Bayern München unter Vertrag und ist an Austria Lustenau ausgeliehen. Vater Peter sagt: „Torben erinnert sich noch an jedes Detail des Geraer Turniers. Es war das erste größere Turnier mit Hertha.“ Das „größere Turnier“ zeichnet sich auch dadurch aus, dass den Teams von jeher keine Startgebühren abverlangt werden, die anderenorts gang und gäbe sind.
Zudem nächtigen Teams, die einen Tag vor dem Cup anreisen müssen, mit zehn Kindern und zwei Trainern gratis in einem Hotel oder Pension der Umgebung. Der Friedrichshof in Bad Klosterlausnitz, der „Adler“ in Großebersdorf und der „Obstler“ in Zwötzen sind hier jahrelange Unterstützer. Beim diesjährigen Turnier machten von diesem Service immerhin sechs der zehn Vereine Gebrauch. Den hohen Etat für das hochwertige Turnier sichern seit Beginn an aber auch Unternehmen wie das Druckhaus Gera, Autolackiererei Adam, die Firmen Kalwach, Schreiner und Haase. Bereits bei 19 von 23 Auflagen hatte ein Geraer Stadtoberhaupt die Schirmherrschaft.
Die 20. Könnte es werden, wenn am 20. Januar 2024 die 24. Auflage gespielt wird. In diesem Jahr waren erstmals die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit einer Mannschaft in Gera dabei. Rheinland-Pfalz, Saarland, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Hamburg sollen alsbald folgen, sodass spätestens bei der 25. Auflage sozusagen ganz Deutschland beim „Bambini“-Cup in Gera dabei gewesen ist.
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